Karte Uganda

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Sonntag, 24. Oktober 2010

Verlobungsfeier, Jinja, Kumi und meine erste professionelle Massage

Meine lieben Leserinnen und Leser,

hiermit erkläre ich mich schuldig, seit nun 13 Tagen meinen angefangenen Bericht nicht weitergeführt zu haben. Seitdem sind nun schon wieder so viele andere Dinge passiert, dass ich garnicht weiß wo ich anfangen soll. Deswegen fasse ich die Ereignisse der letzten Wochen kurz in Abschnitten zusammen:

Wochenende in Busia 8.-10.10.
Das Wochenende in Busia ist vor allem deswegen erwähnenswert, weil es mein erstes Wochenende ohne fließend Wasser war. Man glaubt es kaum, aber hier in Mbale ist die Wasserversorgung doch recht europäisch und auch Stromausfall kommt bei uns wesentlich seltener vor als bei unseren Freunden im schönen Busia an der kenianischen Grenze. Die zwei Armen haben seitdem wir dort waren noch immer kein Wasser- also seit 2 Wochen. Ohne Strom auszukommen ist wesentlich einfach als man denkt. Gekocht wird hier sowieso mit Gas und Licht kann man sich leicht mit Kerzen beschaffen. Ohne Wasser jedoch ist man ziemlich aufgeschmissen. Es heißt nicht nur nicht duschen, sondern auch, dass die Toilette nicht funktioniert (und man wenn man Glück hat noch eine Latrine besitzt) und man für jede noch so kleine Wasseraktion nicht einfach den Hahn aufdrehen kann, sondern den Wasserkanister benutzen muss. Das heißt, dass sogar Zähneputzen eine Herausforderung wird, weil man versucht mit so wenig Wasser wie möglich trotzdem allen Schaum zu entfernen. Ohne die Wasserkanister, die am Brunnen gefüllt werden, würde man schon sehr blöd dastehen. In der Situation ist mir einmal so richtig klar geworden, wie oft am Tag wir Wasser benutzen, wofür und vor allem in welchen Mengen. Wie wichtig Wasser ist wird einem glaube ich aber erst richtig klar, wenn man keines mehr hat.
Aber wir haben in Busia natürlich nicht nur dem Wasser hinterhergeweint, sonder waren unter anderem auch am Viktoriasee am Strand. Richtiger Sandstrand, Palmen und strahlende Sonne- der einzige Fehler im Bild ist, dass keiner von uns im See schwimmen war. Der Grund davor ist die allgemein verbreitete und auch berechtigte Angst vor Bilharziose, kleine Würmer, die sich durch die Haut bohren und nicht gerade angenehme Folgen hervorrufen. Trotzdem haben wir die Zeit am Strand genossen und haben den Ugandern beim Planschen zugeschaut, denen die Würmer anscheinen nichts anhaben können ?!
Außerdem habe ich dort im Wasser meinen ersten kleinen Aligator und-zu meinem Entsetzen- auch zwei Anacondas gesehen. Spätestens nach den 2 riesigen Schlangen hätte mich sowieso nichts mehr in diesen See bekommen.
Abends waren wir dann in einem Hotel den Geburtstag von einem Freiwilligen aus dem Rot Kreuz in Busia feiern. Wir waren alle selig, als endlich die vielen Reden, die eindeutig zu jedem festlichen Anlass in Uganda gehören, vorbei waren und es Essen gab. Danach wurde fröhlich getanzt. Leider waren nur kaum ugandische Frauen anwesend und so konnten wir Deutsche uns der ugandischen Aufmerksamkeit nur schwer entziehen. Aber auch das ist man hier so langsam gewöhnt.
Außerdem besitzen Vincent und ich seit Busia unsere eigenen Fahrräder, mit denen wir ab jetzt immer in die Branch fahren können.
Seitdem wir aus Busia zurück sind, wohnt Maleika auch fest bei uns daheim und nichmehr mit ihrem Brunder bei Emma. Es ist wunderschön sie hier zu haben, auch wenn sie das mit dem nicht-auf-den-Teppich-pinkeln noch nicht so ganz raus  hat. Aber wir üben daran.

Wochenende in Jinja und Verlobungsfeier 16-18.10.
Die Verlobungsfeier, die so groß oder noch größer war als bei uns die eigentliche Hochzeit, hat in den Bergen von Mbale stattgefunden und zwar so weit abseits von allem, dass wir sogar 15 Min. laufen mussten um ein Boda-Boda (Motorrad) für den Heimweg zu bekommen (was hier eine echte Seltenheit ist, weil die einfach überall sonst sind). Die Feier sollte eigentlich um 11:30 beginnen. Tatsächlich begonnen hat sie dann um 15:00 Uhr. African Time eben, was hier nichts Besonderes und in manchen Situationen eindeutig störend ist. Es wurde ewig über den Brautpreis verhandelt und als der dann endlich feststand musste der arme Bräutigam noch zweimal "Transportgeld" bezahlen, weil immer eine andere Gruppe von Frauen erschienen ist, bei denen die Braut natürlich nicht dabei war. Also musst "Transportgeld" bezahlt werden, um die Braut "einzufliegen". Eine sehr amüsante Geschichte auf jeden Fall, ohne Übersetzungshilfe jedoch schwerer nachvollziehbar.Für solche Anlässe habe ich mir ein ugandisches Kleid schneidern lassen, in dem ich mich wirklich wohl fühle. Das Problem an dem Tag war nur, dass ich Flipflops an hatte und dazu der Rock so eng geschnitten war, dass man nichtmal einen Meter große Schitte machen konnte. Diese Kombination bergauf auf ugandischen Lehmstraßen war schon wirlich spannend.
Abends sind wir dann noch nach Jinja gefahren- 3 Stunden Fahrt in einem extrem vollgestopften Matatu. Enldich angekommen haben wir mit Stefan seine Stadt erkundet.
Sonntag waren wir dann bei dem Branch Coordinator, also dem Chef, von Jinja eingeladen, weil seine kleine Tochter getauft wurde. Interessant an solchen Festessen ist, dass bei dem Hühnchenfleisch immer ein Stück vom Darm im Topf gelassen wird, um zu zeigen, dass es wirklich ein echtes Huhn war und um dieses Stück Darm dem wichtigsten Gast als Ehre auftischen zu können. Dummerweise ist diese Ehre dann mir zuteil geworden, worauf ich das erste Mal im Leben ein Stück Darm heruntergewürgt habe. Aber auch das war eine Erfahrung wert. Der Rat an alle: wenn nicht aus Höflichkeit solltet man es vermeiden Darm zu essen...

TASO- The Aids Support Organisation
Bei unseren häufigen Besuchen im Gym im Resort Hotel habe ich beim Aerobic Jentrix kennengelernt, die für TASO arbeitet. Einen Vormittag lang hat sie uns dann alles dort gezeigt, was echt superlieb von ihr war. TASO hat allein in Mbale 8 900 registrierte Mitglieder, die Aids haben und die Medikamente oder sonstige Hilfe erhalten. Es werden sogar Reflexzonen- und Aromatherapie angeboten, was mich wirklich positiv überrascht hat. Auch die Mediakamente werden frei ausgegeben und es gibt professionelle Counceller, die sich um die Leute kümmern. Auch für Aidswaisen gibt es ein Programm, um ihnen die Schule und ein halbwegs normales Leben ermöglichen zu können. Getragen wird das alles durch Spenden. Auf jeden Fall sehr beeindruckend und wir haben einen kleinen Beitrag geleistet, indem wir die Tabletten abgezählt und umgepackt haben.

Wochenende in Kumi und Massage 22.-24.10.
Der letzte Abschnitt für heute:
Der Anlass in das kleine Städtchen Kumi zu fahren war Nico's Geburtstag, den wir natürlich alle mit ihm nachfeiern wollten. Allein die Hinfahrt war schon ein Erlebnis, weil Maleika schon so zu mir und zu meinem Alltag gehört, dass ich sie nicht zu jemandem übers Wochenende geben wollte. Also hab ich sie, weil sie sich ja auch ans Autofahren gewöhnen soll, mit nach Kumi genommen. Die Hinfahrt hat damit geendet, dass sich ihr Magen über mir entleert hat. War aber nicht weiter schlimm und ist auch schon verziehen, weil sie auf der Rückfahrt schon ganz still war und diesmal ihr Frühstück bei sich behalten hat. Man sieht also wir machen Fortschritte. In Kumi angekommen hat uns als erstes die frohe Botschaft erreicht mal wieder ohne Wasser auskommen zu dürfen. Der einzige Unterschied zu Busia: Eike und Nico besitzen noch keine Notfall-Latrine, was die Situation etwas unangenehmer gemacht hat. Samstag ging es dann auf den großen Markt von Kumi, der in anbetracht der Größe von Kumi wirklich groß war. Dort gibt es einfach alles, was so in Uganda wächst: Avocado, Mango, Zuckerrohr, Ananas, Kartoffeln, Tomaten, Zwiebeln, Passionsfrucht....und natürlich auch Kleidung, Hühner, Ziegen und Leute, die ugandische kleine Köstlichkeiten brutzeln. Bei einem Mann haben wir dann gleich am Anfang 50 Chapatti(ähnlich wie Pfannkuchen) für den Abend bestellt. Auch dem Kauf von einem Huhn konnten wir nicht wiederstehen, das Nico dann noch als Geburtstagsgeschenk bekommen hat. Dummerweise haben wir dann den Nachmittag unter anderem auch damit verbracht, das Huhn zu suchen, weil das irgendwie einen Weg an der Mauer vorbei gefunden hat. Abends wurde dann geschlemmt mit Chapatti, Avocadocreme, selbergemachten Pommes und den von mir persönlich gerösteten Erdnüssen.
Heute Morgen sind wir dann noch schnell zu den Rockpaintigs gefahren. Die Bilder an sich verlieren in anbetracht der Landschaft etwas an Glanz, sind aber trotzdem interessant. Die Krönung war dann auf einen der Rocks hochzuklettern.
Abgeschlossen habe ich dieses legendäre Wochenende mit einem Saunabesuch und meiner ersten professionellen Massage im Resort Hotel. Ja, ich weiß ich lebe manchmal nicht nach ugandischem Standart. Aber auch in der Sauna trifft man interessante Menschen aus Uganda und nach einem Wochenende ohne duschen habe ich mich gefühlt wie im Himmel.
Ich sehe es schon kommen: die Masseuse wird eine gute Freundin von mir werden ;-) Auch wenn man in Uganda lebt, finde ich kann man sich auch mal ein bisschen Luxus gönnen. Das hebt die Motivation sofort in den Himmel.
So jetzt muss ich aber langsam das Schlafdefizit vom Wochenende nachholen und hoffe ich habe euch nicht zu sehr erschlagen.
Ab jetzt schreibe ich wieder regelmäßiger ;-)

Schlaft schön
Sabrina