Karte Uganda

Karte Uganda

Samstag, 27. November 2010

Betten auf der Veranda, Besuch bei der Amerikanischen Botschaft und ugandische Frisuren

Hallo ins kalte Deutschland

als Erstes möchte ich euch sagen: Schneee?? Wie schön :-( Ich hätte nie gedacht, dass ich mich mal so nach etwas mehr Kälte sehnen würde. Hier schwizt man immer mehr, weil jetzt die Trockenzeit aufhört und es somit noch wärmer wird als es eh schon ist. Die Weihnachtsstimmung bleibt, trotz des Lebkuchenpakets aus Deutschland, noch aus...
Gerade sitze ich in Iganga beim Youth Camp und wir warten dank der ugandischen Organisation auf die Teller, an die dummerweise nicht gedacht wurde. Mit den Händen zu essen ist hier durchaus üblich, aber ohne Teller haben wohl sogar die Ugander so ihre Schwierigkeiten. Bei der Gelegenheit hab ich mir gedacht ich berichte nochmal ein wenig bevor die Reiserei an den wunderschönen Strand nach Mombasa und die Safarireise durch Ugandas Nationalparks beginnt ;-)
Ein denkwürdiger Moment war eindeutig, als wir letzte Woche mal wieder in Kampala waren wegen unseren Visas und im Backpackers in unser Zimmer im 1.Stock geführt wurden: Eigentlich nur ein weiterer Teil der Veranda. Der einzige Unterschied: Eine Wand mit einer Tür und zwei Doppelbetten. Die Fensterscheibe hat einfach nicht existiert und da wir das letzte Mal dort eine Begegnung mit einem Affen hatten, hab ich schon an nächtliche Besucher gedacht... Zum Glück blieben die dann doch aus und wir haben nach Lagerfeuer und Stokbrot bei Marie und Britta selig geschlafen. Am nächsten Morgen haben wir dank unseren Freunden in der Mukisa Foundation sogar Zutritt zur amerikanischen Botschaft bekommen. Dort haben sie mit den von den Müttern gebastelten Crafts am Weihnachtsmarkt teilgenommen und wir durften sogar nur mit unseren Kopien von den Reisepässen( die richtigen Pässe lagen ja beim Immigration Office) dabei sein ;-) Die Botschaft ist echt riesig und super modern.
Nach Kampala braucht man immer mindestens einen Tag zum Entspannen, was wir dann auch am Pool Sonntags getan haben. Ihr seht, kein Schnee hat auch seine Vorteile ;-)
Momentan haben wir den Ugandern gerade Scheere Stein Papier beigebracht. Unglaublich wie kann man sowas nur nicht kennen? Jetzt haben alle Spaß bei dem guten alten Stopptanz. Mensch hab ich das lange nichtmehr gemacht :-)
So und jetzt noch zu der ugandischen Frisur: Irgendetwas hat mich wohl am Donnerstag geritten, dass ich mich in einen ugandischen Haar Salon gesetzt habe. Vielleicht war es die Tatsache, dass man sich auf den folgenen Youth Camps nicht so oft die Haare waschen kann wie man möchte oder ich wollte einfach mal wieder beim Fiseur sitzen... ich weiß es nichtmehr. Endlos viele Künstliche Haare und vier Stunden später, in denen immer mindestens 4 Frauen an meinem Kopf zugange waren, war ich dann endlich fertig. Nein, es sind keine Zöpfe, sondern gedrehte Haare. Schwer zu beschreiben und ich bin mir noch nicht im klaren, ob ich diesen Anblick wirklich für die Öffentlichkeit zugänglich machen soll. Was ich daraus auf jeden Fall gelernt habe: Ugandische Frauen brauchen noch ewiger als wir beim Friseur und es ist unglaublich unpraktisch. Es ist schwer(ich hab ungefähr 2 oder 3mal so viel Haare wie vorher auf dem Kopf), schwer zu bändigen und extrem unbequem beim Schlafen. Lange halte ich es damit also nicht aus ;-)
So jetzt gehts weiter auf die Tanzfläche
Viel Spaß bei den Schneeballschlachten
Kämpft für mich mit ;-)

Eure Sabrina

Montag, 15. November 2010

Mein 19. Geburtstag auf dem 4321m hohen Mount Elgon

oder: Janglers jangling in the jungle
(wie es bei den Ugandern hieß)
Etwas verspätet kommt hier nun doch endlich mein Bericht von der Mount Elgon Besteigung über meinen Geburtstag.


Tag 1- 8km, 1130 Höhenmeter

Am Donnerstag, den 4.11.2010, hieß es schon ganz früh aus den Federn und auf zur Branch. Bereit und mehr oder weniger munter standen wir dann alle um 6 Uhr früh an Ort und Stelle. In Uganda heißt das nur noch lange nicht, dass es losgeht. Bis es endlich so weit war sind ca 3 Stunden vergangen und ein Huhn wurde zwischendrin auch noch geschlachtet, da es anscheinend den Weg bis zum Kamp sonst nichtmehr überlebt hätte. Diese Aussage kam von den Fachmännern ;-) Alle zusammen in ein Matatu gequetscht und das ganze Gepäck oben auf dem Dach ging es dann eine Stunde in Richtung Berge. Mbale ist wirklich riesig und so waren wir immernoch innerhalb des Stadtkreises, als wir das Office der Uganda Wildlife Authority in Budadiri angekommen sind. Nach der Registrierung ging es dann nochmal weiter mit dem Matatu bis auf 1770m. Ab da hieß es dann aber wirklich selber laufen und jeder hat seinen mehr oder weniger schweren Rucksack geschultert und auf ging es. Unsere Träger, die den Gaskocher und Essen für uns getragen haben, sind erst lange nach uns losgelaufen und haben uns auf der Hälfte trotzdem überholt. Daran sieht man deutlich, dass es durchaus anstrengend war. Auf diesem ersten Teil unseres Trips war es auch noch ziemlich warm und wir haben alle unsere Oberteile gut durchnässt. Eine Aufmunterung war das Chamäleon, das wir auf der Wiese entdeckt haben und das dann natürlich durch alle Hände gereicht worden ist. Fühlt sich echt lustig an auf der Hand, weil es Klauen als Füße hat. Sehr schwer zu beschreiben dieses Gefühl. Die nächste Aufmunterung war dann das Schild „Welcome to Mount Elgon National Park 2190m“. Danach sollte jedoch der für mich schlimmste Teil der ganzen Tour folgen: „The Wall of Death“ wie sie hier so nett beschrieben wird. Es ging steil bergauf und das abenteuerlichste daran waren die Leitern, über die man zwischendurch immer laufen musste. So ganz sicher ob sie halten war ich mir nie, was meinen Schritt dann wiederum beschleunigt hat. Endlich oben angekommen hatten wir eine einfach wunderschöne Sicht und konnten sogar in der Ferne Mbale erkennen. Ab da ging es weiter durch den Regenwald. Es ist einfach alles dort üppig grün und dicht bewachsen. Sogar Bambus wächst dort in rauen Mengen. Kurz bevor wir am Camp angekommen sind hat uns dann noch ein Affe auf einem Baum begrüßt. Die restlichen Höhenmeter waren auch nicht einfach, da man auf dem schlammigen Weg ständig fast ausgerutscht wäre. Aber am Ende haben wir es geschafft und sind im Sasa Camp auf 2900m angekommen. Nach dem Zelte aufbauen und einer Portion Reis für jeden, sind wir alle hundemüde ins Bett gefallen.

Tag 2- 6km, 600 Höhenmeter

An meinem Geburtstagsmorgen bin ich total verfroren und mit schmerzendem Rücken aufgewacht. Ja da merkt man, dass man älter wird. Nein Spaß ;-) Es lag wohl eher daran, dass ich keine Isomatte dabei hatte und mein Schlafsack-wie sich herausgestellt hat- auch nicht gerade einer der wärmsten war. Von Markus und Elisa hab ich dann auch gleich mein erstes Geburtstagsgeschenk bekommen. Sogar mit Luftballon, Luftschlangen und einer Kerze zum Auspusten. Danke euch zwei! Nach dem Zähneputzen im kalten Bach ging es dann auch schon weiter auf dem schlammigen schmalen Pfad und so langsam habe ich auch gemerkt, dass die Luft weniger Sauerstoff bietet. Noch im Regenwald haben wir wunderschöne bunte Vögel mit roten Flügeln und blauem Kopf entdeckt. Danach ging es dann raus aus dem Regenwald und in die etwas kargere Landschaft. Aber auch das ist einfach wunderschön anzuschauen. Dort oben wachsen unendlich viele Senezien und Lobelien, in deren Anblick dort oben ich mich irgendwie verliebt habe. Nach ca. 3 Stunden sind wir dann im Mudde Camp auf 3500m angekommen. Nach dem Essen waren wir komischer Weise doch noch alle voller Energie und Tatendrang und haben uns so zum Dirigana Wasserfall aufgemacht. Nachdem die Jungs alle im Wasser waren hat es mich dann doch auch gepackt und ich bin mit Jan und Jobless auf unter den Wasserfall gestanden. Es ist einfach unglaublich wie kalt das Wasser war!! Aber nachdem ich wieder in meinen trockenen Sachen war, hat sich alles so schön warm angefühlt. Hat sich auf jeden Fall gelohnt. Eine Tradition hier ist es, so wurde es mir zumindest erzählt, an seinem Geburtstag zu schlachten. Bevor ich nach Uganda gekommen bin hab ich noch nicht einmal gesehen wie Tiere geschlachtet werden (höchstens im Fernsehen) und an meinem 19. Geburtstag hab ich doch tatsächlich selber ein Huhn geschlachtet. Ehrlich gesagt war es nicht so schlimm wie ich es mir vorgestellt habe. Ich hab auch versucht so wenig wie möglich darüber nachzudenken und hab einfach losgelegt, bevor es mich doch zu sehr ekelt. Der einzig wirklich schlimme Moment war, als der Kopf dann ab war… Aber auch das war eine Erfahrung, die sich gelohnt hat und die ich finde jeder Fleischesser mal gemacht haben sollte. Denn das Fleisch wächst eben nicht in der Tiefkühltrue. Nach einem weiteren Reismahl, bei dem ich mal wieder das Ehrengast-Darmstück essen durfte/musste, was mir diesmal bei meinem selbst geschlachtetem Huhn doch fast unmöglich war, ging es dann ab ins Zelt. Der größte Teil von uns hat in der Hütte geschlafen auf Heu, was ich wegen meiner Heuallergie nicht konnte. Am Morgen danach hat sich dann herausgestellt, dass wir im Zelt eine vergleichsweise warme Nacht hatten.

Tag 3- 24km, 2242 Höhenmeter

Im Morgengrauen ging es hinauf in Richtung Spitze und der Ausblick auf das umliegende Gebirge war einfach atemberaubend. Wenn es nicht so anstrengend wäre würdet ihr mich bestimmt öfters dort oben um die Uhrzeit antreffen. Der erste Stopp war am Jackson Pool, der auf 4050m liegt. Zum Glück hatten wir unseren Drang zu baden ja schon am Tag zuvor befriedigt. Danach ging es immer weiter und weiter und weiter…. Ich habe wirklich geglaubt wir würden niemals an der Spitze ankommen. Hinter jeder kleinen Bergkuppe kam wieder eine nächste. Aber am Ende haben wir es dann doch tatsächlich auf 4321m geschafft und ich kann euch sagen nach all dem Schweiß und den schmerzenden Beinen ist das ein atemberaubendes Gefühl! Der Ausblick war wunderschön und man hat sogar nach Kenia rüberschauen können. Danach ging es nur noch bergab. Und zwar zurück bis ins Sasa Camp. Am Ende waren meine Beine schon deutlich schwächer… Aber gerade die Ermüdung in Kombination mit all dem Schlamm und den rutschenden Menschen (ich bin nicht einmal gefallen!!!:-) ) war gerade die Strecke die lustigste von allen. Die letzte Nacht habe ich dann in der Hütte am Feuer geschlafen. Zugegeben war das die wärmste aller Nächte, aber auch eindeutig die mit dem meisten Rauch. Ein Wunder, dass ich das ohne Rauchvergiftung hinter mich gebracht habe. Auf jeden Fall wird mir bei jedem Feuer, an dem ich jetzt vorbeilaufe, immer noch ein wenig schlecht.

Tag 4-8km, 1130 Höhenmeter.

Ihr merkt, meine Tagesberichte werden kürzer. Das liegt daran, dass ich meine Leser nicht überfordern will mit meinem Redeschwall. Sonst könnte ich hier endlos weitererzählen von der Natur und den Gefühlen beim Laufen etc… Die letzten Meter bis zu der Stelle, an der das Matatu auf uns gewartet hat, waren wirklich unglaublich anstrengend. Den ganzen Weg runter kam mir immer nur ein Gedanke: Das alles bist du HOCH gelaufen??? Am Ende waren meine Kräfte auch wirklich so langsam am Ende und das Gefühl im Matatu zu sitzen war fast genauso gut wie das auf dem Gipfel zu stehen. Nach einer lang ersehnten Dusche und neuen frischen Klamotten hab ich meinen Körper für diese tolle Wanderung mit einer Massage im Resort Hotel und einer Portion Spaghetti (kein Reis!) belohnt. Danach hab ich mich tatsächlich wie neu geboren gefühlt 

Alles in allem bleibt das für mich auf jeden Fall ein unvergesslicher Geburtstag und ein unvergesslicher Trip auf meinen ersten 4000er. Jeder, der die Zeit und die Kraft dafür hat, sollte sich diesen Berg auf jeden Fall anschauen. Er ist wirklich eine Reise wert. Was auch ein wirklich richtig großer Pluspunkt ist, der mir erst aufgefallen ist als wir wieder im vollen Mbale waren: wir waren die einzigen Menschen dort oben und es war so wunderschön ruhig!

Außerdem ist der Sternenhimmel wunderschön dort oben.

Grüßle von eurem Bergsteiger