Karte Uganda

Karte Uganda

Donnerstag, 17. Februar 2011

Countdown, Rafting, ein Ofen aus Kuhdung und die Faszination von fließendem Wasser

Morgen ist nun der Tag, auf den Uganda schon seit so vielen Wochen und Monaten hin fiebert: Der Tag der Präsidentschaftswahlen. Es stehen 8 Kandidaten der unterschiedlichsten Parteien zur Auswahl und in den letzten paar Tagen wurde ich oft sehr unfreiwillig Zeuge einer der „Umzüge“. Diese haben mich etwas an unser heimisches Fasching, das ich hier jetzt so schwerlich vermisse, erinnert. Fahrräder und Motoräder fahren hupend voraus dann kommt die Menschenmasse mit Plakaten, Palmwedeln und teilweise gefärbten Gesichtern. Dazwischen sind einige wenige Autos zu finden, auf denen die jeweiligen Kandidaten ihre Symbole in die Luft strecken und den Daumen (NRM) oder den Zeige- und Mittelfinger (Opposition) hochhalten. Da diese Umzüge aus meiner Sicht nicht wirklich zu besonders festgelegten Zeitpunkten stattfinden, stehe ich eben öfters nur auf meinem Weg zum „Clocktower“ auf einmal mitten in der Menge. Auf der einen Seite finde ich es bewundernswert wie sehr sich die Menschen hier für Politik begeistern können (man denke an unsere heimische weit verbreitete Politikverdrossenheit). Auf der anderen Seite jedoch bereitet es mir auch ein etwas flaues Gefühl im Magen, wenn ich all diese aufgekratzte und sehr emotionale Menschenmenge direkt vor mir sehe.


Heute hatten wir im Roten Kreuz noch ein Meeting über den morgigen Ablauf. In kleineren Gruppen werden all die Plätze im Auge gehalten, an denen Ausschreitungen erwartet oder für möglich gehalten werden. Die Wiederholung der Erste Hilfe Kenntnisse hat mir dann doch etwas Angst gemacht, da ungefähr die Hälfte unserer Volunteers noch nie einen Kurs dazu besucht hat und selbst wenn, vieles davon wieder vergessen wurde. Aber wir werden sehen. Wie geraten haben wir uns in unserem Zuhause mit Essensvorräten und genügend Wasser eingedeckt. Bücher zum Lesen habe ich auch einige Griffbereit, dass selbst ein Stromausfall uns nicht viel anhaben wird. Was die Situation auf der Straße betrifft so wünsche ich allen Ugandern, dass diese Wahlen frei und fair ablaufen werden und danach alle das Ergebnis-egal welches es sein wird- akzeptieren werden und es eine Wahl ohne gewaltsame Ausschreitungen kommen wird.



Meine zwei letzten Wocheneden haben mich all die Sorgen um die Wahl vergessen lassen. Ich war zweimal mit Joana (auch eine Deutsche) in Jinja. Am ersten Wochenende waren wir sehr spontan bei der Source of the Nile (von der es ja mehrere geben soll-trotzdem toller Gedanke diese Wassermassen am Beginn ihrer 3 monatigen Reise zu betrachten) und bei den Bujagali Falls, die einfach unglaublich schön sind. Außerdem haben wir eine Weberei besucht, die noch ganz traditionell Taschen und Sonstiges herstellt. Dort habe ich mir jetzt meine ganz eigene Hängematte in meinen Lieblingsfarben bestellt, die jetzt extra nur für mich hergestellt wird. Toller Gedanke  Wieder daheim in Deutschland werde darin wohl in Erinnerungen schwelgen. Am zweiten Wochenende waren wir dann mit noch einigen anderen Rot Kreuz Freiwilligen Raften, da die wunderschönen Bujagali Falls und einige Falls darunter bald von dem neuen Staudamm überflutet werden sollen, der Mitte März fertig sein soll. Die Ironie dabei war, dass in unserem Nachbarboot Europäer saßen, die an dem Bau des Staudamms beteiligt sind. Es war auf jeden Fall ein gigantischer Trip, den ich mein Leben lang nichtmehr vergessen werde. Oftmals denkt man einfach nur: Wie soll ich da lebend runterkommen? Solche Gedanken flammen auch kurz auf, wenn man vor sich einfach nur eine riesige Wasserwand sieht und sich auf einmal sehr klein vorkommt. Von Flussufer aus sieht das alles immer etwas anders aus. Schon unsere Übernachtung vor dem Raften war super: direkt bei den Falls, was bedeutet, dass ich die ganze Nacht ein unglaublich lautes Rauschen gehört habe und aus dem Fenster direkt die Falls sehen konnte. Ein weiteres perfektes Wochenende haben wir zu zweit dann auf der Terrasse einer Lodge mit Blick auf den Nil verbracht. Das tollste daran war jedoch nicht einmal der Blick, sondern vielmehr die Affen, die bis auf Armlänge an uns herankamen.



Nun zum letzten Teil meines Berichts: Dem energy saving store. Dies war eines der Projekte meiner letzten erstaunlich arbeitsreichen Wochen. Um euch das etwas näher bringen zu können hier das englische „Rezept“:

- 1 basin full of fresh cowdung

- 4 basins of aunt hill soil (from an active aunt hill)

- 5 basins of pit sand (white)

- 1 basin full of coped grass

- water

Das wird dann am ersten Tag vermengt und zwei Tage später zum Ofen umgeformt. Für die Konstruktion wird eine Bananenstaude verwendet. Es war eine wirklich tolle Erfahrung und eine einmalige Gelegenheit mit Kuhmist herumzuwerfen, da der Ofen sehr kompakt zusammengekleistert werden muss.



Wie ihr sehen könnt ist mein Leben hier von sehr großen Unterschieden geprägt. Ein Beispiel für die so andere Lebensweise der Ugander ist der beschriebene Ofen. Ein anderes Beispiel sind zwei Nachbarskinder, die bei mir ein paar Mal ihre Hausaufgaben gemacht haben. Als die zwei rausgefunden haben, dass ich eine Dusche mit fließendem Wasser habe, konnte ich sie überhaupt nichtmehr aufhalten. Anfangs war ich einfach nur irritiert und es kam mir etwas komisch vor, aber dann habe ich realisiert, dass die zwei in diesem Moment wohl das erste Mal unter einer richtigen Dusche standen. Wir leben zwar alle auf derselben Welt, aber wie wir leben ist so unglaublich unterschiedlich. Solche Momente rufen mir das immer wieder ins Gedächtnis.



Ich hoffe wir schreiben uns alle bald heil und gesund wieder.

Bis dahin: feiert Fasching kräftig für mich mit und drückt Uganda die Daumen für eine friedliche nächste Woche



Liebe sonnige und staubige Grüße

Sabrina

Dienstag, 1. Februar 2011

Safari durch Uganda- Eine wundervoll Art das Neue Jahr zu beginnen

Ein fröhliches Neues Jahr meine lieben Leser!


Der erste Monat des neuen Jahres ist tatsächlich schon vorüber und somit kommt mein Beitrag etwas später als erwartet. Zunächst will ich von der wunderschönen Safarireise durch Uganda erzählen, die mir eine völlig neue Seite von dem Land gezeigt hat, in dem ich nun schon seit 5 Monaten lebe.

Der letzte Tag vor dem Beginn der Reise war Weihnachten, das dieses Mal so ganz anders war als alle anderen Weihnachtstage zuvor. Begonnen hat er mit der leckersten Linzertorte meines Lebens: von Oma gebacken und ganz frisch aus Deutschland eingeflogen. Danach sind wir weiter ins Waisenheim in Mbale und haben ein paar Weihnachtsgeschenke verteilt. Die Weihnachtsfrau (sogar mit Mütze!) hat mir unendlich Spaß gemacht und die Freude der Kinder hat das nur noch verstärkt. Wieder in einer ganz anderen Welt ging es dann danach weiter auf eine Weinachts-Barbecue Party im Senior Quartier, das Viertel, in dem die meisten Weißen wohnen und die dicksten Villen stehen. Ein Weihnachten ohne Schnee, dafür aber mit Instant-Schnee (danke ;-) ) und einem ugandischen Gospelchor gegenüber.

Tag 1: Einmal durch ganz Uganda + meine ersten Rhinos in freier Wildbahn

Es geht los!!! An unserem ersten Tag mit Robert, unserem persönlichen Fahrer (nettester Mensch, den man sich vorstellen kann mit genau 42 Geschwistern!!), ging es einmal ganz durch Uganda. Von Mbale aus nach Kumi, Soroti, Lira und weiter mit einer Fähre über den Lake Kyoga weiter zum Ziwa Rhino Sanctuary. Es war eine unglaublich lange Strecke, aber auch sehr schön. Die erste ugandische Fährenfahrt war auf diesem alten provisorischen Gefährt auch etwas abenteuerlich. Endlich am Ziel der Reise angekommen, waren wir eigentlich froh uns ausruhen zu können. Doch nichts da- 6 der 9 Rhinos im Park waren nur ein paar Meter von unserer Wohnung entfernt- ein seltener Glücksfall. Zu Fuß durchs Gras zu laufen, nur mit einem unbewaffnetem Guide neben sich, und dann die Rhinos nur wenige Meter von sich entfernt stehen zu sehen- Gänsehaut pur.

Tag 2: Rein in den Murchison Falls National Park

Auf geht die Reise weiter über Masindi rein in den Murchison Falls National Park. Dieser Park ist eindeutig mein Liebling unter den bisher besichtigten ugandischen Nationalparks, weil er sowohl Regenwald, Wasserfälle als auch Savanne zu bieten hat. Die nächsten zwei Nächte durften wir dort in unserer eigenen Lodge im Regenwald verbringen- unbeschreiblich schön. Wir hatten nicht einmal Fenster sondern nur Netze, durch die man vom Bett aus direkt in den Regenwald schauen konnte. Den Nachmittag über haben wir einen Spaziergang durch den Regenwald gemacht, bei dem wir einen 400 Jahre alten Mahogany Baum und unzählige Affen gesehen haben. Der krönende Abschluss dieses zweiten Weihnachtsfeiertages war das Meer von Glühwürmchen vor unserer Lodge. Zwar keine blinkenden Lichterketten, aber dafür umso schöner.

Tag 3: Der 1. Game Drive und die Bootstour

Komisch, aber wahr: Giraffen im Zoo sehen überhaupt nicht so aus wie die hier in Uganda. Sie sind rot, schwarz und gelblich und das alles gemischt. Das Frühstück haben wir mitten im Park verspeist und obwohl es für ugandische Verhältnisse äußerst lecker war, war das beim Anblick von den Büffeln, Giraffen, Antilopen, Nilpferden und Elefanten gleich wieder vergessen. Anfangs waren die Tiere noch relativ weit weg, aber gegen Ende hatten wir wieder einmal unglaublich Glück. Die Elefanten waren wirklich DIREKT neben dem Auto. Ich liebe diese Tiere. Sie sehen trotz ihres Gewichts und Größe elegant aus. Nachmittags ging es dann auf dem Boot weiter, wo ich zum ersten Mal eine riesige Anhäufung von Krokodilen in freier Wildbahn gesehen habe. Etwas beängstigend-vor allem weil unser Boot sich zwischenzeitlich beängstigend auf eine Seite geneigt hat. Der Höhepunkt waren dann die Murchison Falls, die man leider vor lauter Tse-Tse Fliegen etwas weniger genießen konnte.

Tag 4: Eine Reise die ist lustig….

Goodbye Murchison Falls NP und Hallo staubige Straße. Die sonst so unglaublich staubige Straße war an diesem Tag jedoch matschig auf Grund des nächtlichen Regens. Die anfängliche Begeisterung ist uns aber ganz schnell vergangen, als wir das erste Mal im Graben gelandet sind. Dann war auch noch einer unserer Reifen platt und da wir irgendwo im nirgendwo waren, hat sich das auch nicht so schnell geändert. Von Masindi nach Hoima und weiter nach Fort Portal- ein langer Weg. Aber nachdem Männer eine halbe Stunde lang unseren Reifen von Hand aufgepumpt hatten war auch das geschafft.

Tag 5: Semliki National Park-Hot Springs

Serpentinen und ugandische Bauarbeiten waren zum Glück die einzigen Hindernisse auf unserem Weg in den Semliki National Park, der direkt an der Grenze zum Kongo liegt. Der Regenwald dort war mit seinen vielen Palmen und dem tropischen Klima ganz anders als der im Murchison Falls NP. Unser Frühstück wurde dieses Mal direkt in einer der heißen Quellen gekocht. Ein sehr schöner Ort, an den zum Glück nur wenige Touristen finden.

Unsere Nacht haben wir in unserer eigenen strohgedeckten Hütte direkt an einem Kratersee verbracht, in dem sogar ein einsames Hippo herumschwamm.

Tag 6: Kibale-Forest-National-Park

Wie ihr seht werden meine Beiträge jetzt schon kürzer, aber es ist einfach unmöglich diese wunderschönen Tage ausführlich zu schildern (das macht meine Internetverbindung nicht mit ;-)). An diesem Tag sind wir wieder einmal durch den Regenwald marschiert. Aber dieses Mal nicht nur einfach so: auf der Suche nach Schimpansen. Als der erste von ihnen in den Baumgipfeln über uns war, habe ich mich gefühlt als würde ich träumen. Ich finde es enorm schwer wirklich zu begreifen, dass keine Gitter oder Glaswände zwischen den Tieren und den Menschen ist, so wie man es aus dem Zoo kennt. Der schönste Augenblick dieses Spaziergangs war, als eine Gruppe Schimpansen sich 4m vor uns in aller Seelenruhe gelaust hat. Unbeschreiblich!

Tag7: Queen Elisabeth National Park-Silvester

An diesem Tag habe ich das 1.Mal in meinem Leben einen Fuß auf die südliche Halbkugel unserer Erde gesetzt. Ansonsten war wieder sehr viel Autofahren angesagt: von Fort Portal nach Kasese und weiter durch den Queen Elisabeth National Park. Dort wurden wir gleich von Elefanten und Affen begrüßt, was einen das lange Sitzen wieder hat vergessen lassen. Unsere Bleibe für die Silvesternacht-Kingfisher Kichwamba- war atemberaubend schön. Von unserer eigenen Hütte mit Strohdach und eigenem Balkon aus konnten wir direkt in den Park schauen und mit dem Fernglas Elefanten anschauen. Die letzten paar Sonnenstunden haben wir dann noch im Pool verbracht und die Zeit bis Neujahr war auch etwas anders als sonst. Um punkt 12 Uhr war eine Totenstille, die ich noch nie in meinem Leben an Silvester erlebt habe. Mitten im Nationalpark hat keine einzige Rakete Lärm oder auch nur Licht gemacht. Es gab einfach schlicht kein Feuerwerk.

Tag8: Queen Elisabeth NP-Löwen und Leoparden!!

Ganz früh morgens mit den ersten Sonnenstrahlen des neuen Jahres ging es hinaus in die Weiten des Nationalparks, deswegen so wie die englische Königin heißt, weil diese damals hierhin ihre Hochzeitsreise unternommen hat. Die ersten Löwinnen haben auch nicht lange auf sich warten lassen. Sehr schöne Tiere, die sich nur leider auch sehr gut im Gras verstecken können. So schön wie sie sind, so faul sind sie auch, was sich an einer missglückten Jagd auf ein Warzenschwein gezeigt hat. Die arme Löwin hat dafür das schallende Gelächter der zuschauenden Touristen, von denen es in diesem Park leider zu viele gibt, geerntet.

Am Nachmittag ging es dann wieder weiter auf dem Boot zwischen Lake Edward, auf dem die Grenze zum Kongo verläuft, und Lake George. Neben den bereits alt bekannten Hippos, Krokodilen und Wasservögeln durften wir dieses Mal etwas ganz seltenes gut versteckt auf einem Hügel betrachten: einen Leopard!

Tag9: Zebras im Lake Mburo National Park

Wir sind bei unserem letzten richtigen Safaritag angekommen. Vom Queen Elisabeth Park aus durch Mbarara weiter zum Lake Mburo National Park. Einer der zwei wenigen Parks, in denen es in Uganda noch Zebras gibt. Auch diese Vierbeiner habe ich fest in mein Herz geschlossen, alleine schon, weil sie so unglaublich sauber sind. Durch das Fernglas sieht ihr Fell aus wie frisch gestriegelt und sie bilden damit einen starken Kontrast zu den ebenfalls stark vertretenen Warzenschweinen in diesem Park. Unsere letzte Übernachtung fand in einem Zelt mitten im Park statt. Grundsätzlich bin ich durchaus ein Fan von Zelten oder jeglicher Art von Campen, wenn jedoch in nur 10m Entfernung ein Schild steht, dass man unter keinen Umständen ohne einen bewaffneten Guide herumlaufen soll, da kommt mir doch die Frage in den Sinn: Zählt der Gang zur Dusch oder zum Zähneputzen da mit dazu?? Glücklicherweise haben wir die Nacht dann trotz eines Hippo-Besuchs heil überlebt.

Tag10: Alles hat ein Ende…

Der letzte Tag der Safari ist angebrochen, das letzte Mal Zebras schauen und schon sind wir wieder back on the road auf dem Weg nach Kampala/Entebbe. Bei dem auf dem Weg liegenden Äquatormerkmal hat meine Vergesslichkeit der letzten zwei Monate noch ihren Höhepunkt gefunden, aber weiten wir diesen peinlichen Zwischenfall nicht weiter aus. Nur so viel ist zu sagen: es hat sich dann doch-dank der Hilfe von ein paar Chinesen- alles wiedergefunden. Die letzten drei Übernachtungen haben wir dann in einem Hotel direkt am Viktoriasee verbracht. Ganz am Ende einer Landzunge und als einzige Gäste im ganzen Hotel, was bedeutet, dass der Pool uns ganz allein gehört hat. Die Glühwürmchen wurden dort durch die Lampen der nächtlichen Fischer ersetzt, was auch sehr eindrucksvoll aussah.


Am Ende dieses Berichts kann ich nur sagen: Ich werde diese Reise niemals vergessen. Jeder Tag war schöner als der davor und ich habe die Schönheit Ugandas von einer wieder ganz anderen Seite betrachtet. Allerdings muss ich auch sagen, dass man als normaler Tourist in den Parks und Hotels ziemlich wenig von der anderen Seite Ugandas mitbekommt.

Eigentlich gibt es noch mehr zu berichten, aber nachdem ihr euch hier durchgekämpft habt, reicht es wohl erst einmal für heute.
Bis bald und wer Lust bekommen hat mich zu besuchen ist hiermit herzlich willkommen ;-)
Sabrina